Ist das noch gesund oder schon krank? Hilfe!
Ein Beitrag über die Grenze zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit.
Kommt man nicht in die Gänge, fällt das Aufstehen schwer, sieht man alles negativ: Ist das schon depressiv? Wirkt man aufgedreht, spricht schnell und hat Schwierigkeiten beim Denken: Klingt doch manisch! Macht man sich viele Sorgen, grübelt ununterbrochen: eindeutig eine Angststörung - oder ist das wesentliches, realistisches Planen? Kontrolliert man beim Weggehen, ob die Haustüre zugesperrt ist, geht vielleicht nochmal zurück…Zwang here we go. Oder doch nicht? Die Frage, ob man im Rahmen des eigenen Denkens, Fühlens und Handelns psychisch gesund oder krank ist…wer kennt sie nicht ;-)
Psychische Erkrankungen sind keine Würfeldiagnosen, keine subjektive Interpretationssache. Jede psychische Erkrankung (oder auch Störung genannt) hat mehrere, genau festgelegte Symptome. Ein Symptom ist eine charakteristische Erscheinung für eine Krankheit, z.B. Interessensverlust und Freudlosigkeit bei einer Depression. Außerdem hat jede psychische Störung ein Zeitkriterium. Das bedeutet, dass die Symptome über einen definierten Zeitraum bestehen müssen. Bei der Depression z.B. 14 Tage, bei einer Panikstörung beispielsweise müssen innerhalb eines Monats mehrere Panikattacken beobachtet werden. Erst wenn man diese Symptom- und Zeitkriterien erfüllt, liegt eine psychische Erkrankung vor. Deine Symptome zu beurteilen ist die Aufgabe von medizinischen, psychologischen oder psychotherapeutischen Expert:innen (mehr dazu in unserem Post "Psycho_wer?").
Stell dir jedoch immer auch die Frage: Wie sehr leide ich unter den Symptomen bzw. unter dem momentanen Zustandsbild? Du bestimmst, wie hoch dein Leidensdruck ist. Und auch wenn deine Symptome die Kriterien einer psychischen Erkrankung nicht erfüllen, kann es sein, dass du darunter leidest und dir Hilfe suchen solltest, um eine für dich gute Lebensqualität zu erlangen.
Denke zum Beispiel an das Symptom „Morgenpessimum“: Das Morgenpessimum ist ein natürlicher Zustand, der sich durch geringere Energie und veränderte Stimmung am Morgen nach dem Aufwachen bemerkbar macht. Nichts Besorgniserregendes. Ein Morgenpessimum kann jedoch auch das Symptom einer depressiven Störung sein, die es abzuklären gilt (Werden auch noch andere Symptomkriterien und das Zeitkriterium der Depression erfüllt?). Es kann aber auch sein, dass dir das „normale“ Morgenpessimum massiven Leidensdruck macht und deine Lebensqualität darunter leidet. Es kann sich auf die Produktivität auswirken, mürrisch machen und den Tagesverlauf insgesamt schwieriger gestalten. Das kannst du ändern! Die Einrichtung eines regelmäßigen Schlafrhythmus, Zubettgehen und Aufwachen zur gleichen Zeit, ist eine der effektivsten Möglichkeiten, um ein Morgenpessimum zu verbessern. Außerdem helfen regelmäßige Bewegung und Sonnenlicht: Beide können das Energielevel und die Stimmung am Morgen steigern.
So, take care & free therapy